Ein Imkerduo, bestehend aus Opa und Enkel, durfte ich im Auftrag der Zeitschrift „Land erleben“ begleiten. Im Heft nahm der Artikel Gestalt auf einer Doppelseite mit Fotos an.

Das Summen der Bienen ist Landbewohnern wohl vertraut. Im Frühling und Sommer ist dieses Geräusch in Gärten und Feldern zu hören. In der Zeit zwischen den ersten Blüten von Weiden und Schlehen im April bis hin zur Blüte vieler Waldpflanzen im späten Juli schwärmen die fliegenden Insekten aus und sammeln Pollen und Nektar zur Honigbereitung. Auch für Siegfried Leube aus Rethem (Heidekreis) gehört das Bienensummen zum Lebensgefühl. Er ist Hobbyimker und kümmert sich um 14 „Carnica“-Völker. Und der Senior hat einen wunderbaren Helfer: Sein Enkel Aaron (4) ist genauso bienenbegeistert wie Opa und weiß schon genau, was wann im Bienenjahr zu tun ist.

Im Januar befinden sich die Bienen in der Ruhephause, der Stock ist mit etwa 10.000 bis 20.000 Bienen relativ klein und läuft „auf Sparbetrieb“. Die Königin beginnt jetzt mit der Eiablage. Die beiden Hobbyimker müssen in der kalten Jahreszeit vor allem das Gewicht des Bienenstocks kontrollieren und gegebenenfalls Zuckerwasser zufüttern, damit die verbliebenen Tiere gut über den Winter kommen. Wenn draußen Löwenzahn, Schlehe, Weißdorn und die ersten Obstbäume blühen, kommt Leben in den Bienenstock. Anfang Mai, mit Beginn der Rapsblüte, beginnt die Hauptsaison der Honigbienen. In der freien Natur würde die alte Königin jetzt aus dem Bienenstock vertrieben werden und mit der Hälfte des bisherigen Schwarms „umziehen“. Das verbleibende Volk zieht eine neue Königin heran. Der Imker will diese natürliche Teilung allerdings vorweg nehmen und teilt das Volk daher kurz vorher selbst. Mit dieser Vorgehensweise führen Berufsimker ihre Zucht fort. Doch auch Hobbyimker wie Siegfried Leube bedienen sich dieses „Tricks“, um den Schwarmtrieb der Bienen zu dämpfen.

Im Juni, nach der Rapsernte auf den Feldern, beginnt die Honigernte. Opa hat bereits den Honigraum vom Rest der Wabe getrennt, damit die Königin keine Brut dort ablegen kann.

Regelmäßig kontrolliert er, ob die Waben schon komplett verschlossen sind, oder, wie der Imker sagt, „verdeckelt“. Das ist das Zeichen, dass die Ernte jetzt genießbar ist. Dann treten Aaron und Opa in Aktion. Gut ausgerüstet mit Schutzjacke inklusive Imkerhelm, Handschuhen, Gummistiefeln und einer dicken Hose stapft der Vierjährige furchtlos zum Bienenstock und spritzt mit einer Sprühflasche kaltes Wasser auf die Ränder. Das ist Rückendeckung für Opa, der die Waben aus dem Magazin holt: „Das Wasser lenkt sie ab. Dadurch beruhigen sich die Bienen. Dann sind die nicht so angriffslustig.“ Kommt es doch mal zu einem Stich, helfen alte Hausmittel. Eine rohe Zwiebelhälfte soll man sofort auf die betroffene Stelle reiben. Auch ein mit Essig getränktes Taschentuch hilft gegen Schmerzen und die Schwellung. „Wenn man von Bienen umschwärmt wird, geht man einfach ins Dunkle, zum Beispiel in den Schatten der Bäume oder in den Gartenschuppen“, rät Siegfried Leube. „Dann lassen sie von einem ab.“ Am Bienenstock werden die vollen Waben in die Honigschleuder gesteckt. Mit viel Schwung dreht Aaron an der Handkurbel. Das süße Naturprodukt läuft in die Auffangschale, der Einsatz der Leube-Männer trägt leckere Früchte. Würde man den Honig jetzt direkt abfüllen, würde der süße Saft nach einer Woche bereits kristallisieren. Daher muss der Honig nach dem Schleudern gut im Eimer gerührt werden. „So werden die Zuckerkristalle zerstört und der Honig bekommt eine cremige Konsistenz“, berichtet der Imker. Am 15. Juli – am Ende der Lindenblüte – ist Ernteschluss.

Zur Imkerei ist Siegfried Leube eher zufällig gekommen. „Ein Freund von mir machte das bereits seit 20 Jahren. Weil ich viele Obstbäume im Garten habe, hatte er zwei Völker bei mir untergestellt. Irgendwann hat der Freund dann sein Hobby aufgegeben und mir die Völker geschenkt.“ Zwei VHS-Lehrgänge hat der Rethemer mitgemacht, beim Imkerverein in Verden ist er seit fünf Jahren Mitglied. Dass die Imkerei – wie oft vermutet – nur ein Hobby für die ältere Generation sei, kann Leube nicht bestätigen. „Im Gegenteil. Auch die jungen Leute sind bei uns im Verein vertreten. Vor allem fällt mir auf, dass in letzter Zeit vermehrt auch Frauen mit diesem Hobby beginnen.“ Dass sein Enkel ganz nah an die Bienen herangeht, findet der Großvater wichtig. „Hier geht es ja in erster Linie darum, die Angst abzubauen. Wenn man schon als Kind das richtige Verhalten lernt, hat man als Erwachsener auch keine Angst vor fliegenden Insekten.“ Den Honig nutzt die ganze Familie Leube zur Selbstversorgung. Er schmeckt als Brotaufstrich, als Süßungsmittel im Tee oder als leckere Sauce zu frischen Heidelbeeren – Siegfried Leube und seine Frau verbrauchen selbst schon je ein ganzes Glas pro Woche. Gut, dass ein Volk jedes Jahr rund 20 bis 40 Kilogramm Honig bereitstellt.

Kasten: Tipp von Hobbyimker Siegfried Leube:

Wenn man über den Winter viel Honig aus der unmittelbaren Umgebung isst, hilft das im Frühjahr merklich gegen Allergien. Der Grund ist, dass der Körper sich bereits beim Honigverzehr mit den natürlichen Allergieerregern wie den Pollen auseinandersetzt und sich durch die geringere Konzentration im Honig bereits daran gewöhnen kann, bevor dann im Frühling die Hauptallergiesason startet.